LEHRPERSONEN | 10-12 Jahre

Primarstufe II (2. Zyklus)

Vorpubertät
Erste Anzeichen kündigen die Pubertät an. Die Sexualhormone werden aktiv, was sich im Verhalten und in der körperlichen Entwicklung, aber auch in der Wahrnehmung und an der Gefühlslage zeigt. Die Kinder interessieren sich zunehmend für die Sexualität der Erwachsenen. Sie entwickeln stärkere Fantasien über Sexualität. Spricht man sie auf das Thema Sexualität an, so kann ihre Antwort schamhaft, abweisend oder interessiert ausfallen. Jugendliche beginnen zusammen auszugehen, es finden erste Annäherungen wie Händchenhalten, Küsse usw. statt und sie entdecken ihre emotionalen und sexuellen Vorlieben.

 

 

Zentrale Themen und mögliche Inhalte


1. Der menschliche Körper und seine Entwicklung

  • Körperideale aus historischer und kultureller Perspektive
  • Veränderungen in der Frühphase der Pubertät (kognitive, körperliche, soziale, emotionale Veränderungen und die individuelle Entwicklung)
  • Anatomie und Physiologie der inneren und äusseren Geschlechtsorgane
  • Körperhygiene (Menstruation, Ejakulation, Schweissabsonderung, Akne, Körperbehaarung usw.)

 

2. Fruchtbarkeit und Fortpflanzung

  • Reproduktion und die Möglichkeit, sich für oder gegen Familie zu entscheiden
  • Schwangerschaftssymptome
  • Risiken und Folgen von ungeschütztem Geschlechtsverkehr (ungewollte Schwangerschaft und STI)

 

3. Sexualität

Bemerkung: dieses Thema unterstützt Schüler_innen ein altersentsprechendes Verständnis von Sexualität zu entwickeln.

  • sinnliche und sexuelle Erfahrungen: Liebe, Verliebtsein, Anziehungskraft, Liebe auf den ersten Blick, Lust, Selbstbefriedigung
  • sexuelle Orientierung, Unterschied geschlechtliche Identität und biologisches Geschlecht
  • Individuelle und gesellschaftliche Wahrnehmungen von Sexualität (gesellschaftlich konstruierte Aspekte von Sexualität)

 

4. Emotionen

  • verschiedene Emotionen wie Neugier, Verliebtheit, Unsicherheit, Scham, Angst, Eifersucht usw.
  • Achtung vor der Privatsphäre
  • Unterschied zwischen Freundschaft, Liebe und Lust
  • Beziehungsabbruch, Trennung und Liebeskummer

 

5. Beziehungen und Lebensstile

  • Unterschiede zwischen Freundschaft, Kameradschaft und Beziehungen sowie verschiedene Formen von Verabredungen (Dating)
  • Verschiedene Formen des sich treffens oder zusammen ausgehens: Date, als Gruppe zusammen ausgehen, mit Freunden etwas unternehmen usw.
  • verschiedene Arten angenehmer und unangenehmer Beziehungen
  • Ungleichheiten in Bezug auf geschlechtliche Identität und sexuelle Orientierung
  • Aushandeln und kommunizieren

 

6. Sexualität, Gesundheit und Wohlbefinden

  • positiver Einfluss der Sexualität auf Gesundheit und Wohlbefinden
  • sexuelle Gesundheit
  • Risiken im Zusammenhang mit Sexualität ​(sexuell übertragbare Infektionen (STI), ungewollte Schwangerschaften, sexualisierte Gewalt usw.)

 

7. Sexualität und Rechte

  • Rechte von Kindern
  • sexuelle Rechte
  • gesetzliche Grundlage bezüglich Sexualität und Schutz der Minderjährigen

 

8. Soziale und kulturelle Determinanten der Sexualität (Werte und Normen)

  • Einfluss von Gruppenzwang, Medien, Pornografie, Kultur, Religion, Gender, Rechtsnormen sowie des sozioökonomischen Status auf Entscheidungen, welche die Sexualität, die Partnerschaft und das Verhalten betreffen

 

Angaben zu den Inhalten finden Sie in der Vorlage des Lehrplans 21 und in den kantonalen Lehrplänen.

 

Arbeitshilfen

  • Sexualpädagogik der Vielfalt. Praxismethoden zu Identitäten, Beziehungen, Körper und Prävention für Schule und Jugendarbeit von Elisabeth Tuider, Mario Müller et al. (2012).
  • Let's talk about Porno von klicksafe.de (2015). Arbeitsmaterialien für Schule und Jugendarbeit zu den Themen Jugendsexualität, Internet und Pornografie.
  • Sex, Zahnspangen und anderer Stress, Arbeitsmaterialien von Jacqui Bailey (2008).
  • Flirt, Anmache oder Übergriff? Von der Fachstelle für Gleichstellung Stadt Zürich (2008).
  • Planungshilfen Gesundheitsförderung und Prävention der Pädagogischen Hochschule Zürich (2018).

Quelle

Beispiele für Aktivitäten

Sexualaufklärung fordert von den Lehrpersonen einen sorgfältigen und bewussten Umgang mit Themen der sexuellen Gesundheit, um einen altersentsprechenden und hochwertigen Unterricht anbieten zu können. Bei Unsicherheiten oder Fragen stehen Lehrer_innen Fachstellen für Sexualpädagogik oder Fachstellen der sexuellen Gesundheit zur Verfügung (siehe Liste in Ihrem Kanton). Diese bieten Beratungen und/oder Schulungen/Weiterbildung an.

Folgende Aktivitäten können als Anregung für den Unterricht der Sexualaufklärung dienen:

  • Lassen Sie die Schüler_innen Eigenschaften eines «echten» Jungen und eines «echten» Mädchens auflisten. Diskutieren Sie die Auswirkungen von Spott und Beleidigungen, wenn diesen Eigenschaften nicht entsprochen wird (z.B. einen Jungen, der Kunst mag oder einen Kochkurs besucht, eine Schwuchtel zu nennen; ein Mädchen als dumm zu bezeichnen, weil es blond ist). (Entspricht dem Thema «Beziehungen und Lebensstile» und «Soziale und kulturelle Determinanten der Sexualität (Werte und Normen)»).(1)

 

  • Sehen Sie sich mit den Schüler_innen einen Film über die Veränderungen in der Pubertät an und bitten Sie sie, einen kurzen Text darüber zu schreiben, was angenehm und was unangenehm an der Vorstellung ist, in naher Zukunft ein Teenager zu werden. (Entspricht dem Thema «Der menschliche Körper und seine Entwicklung»).(1)

 

  • Lassen Sie die Schüler_innen aus Zeitschriften eine Liste von Anzeigen erstellen, die sich fast ausschließlich auf das Aussehen oder die Schönheit der Körper (Abnehmen, Muskulatur usw.) konzentrieren, um den Verkauf eines Produktes zu steigern. Diskutieren Sie mit ihnen die Wirkung einer solchen Werbung auf ihr eigenes Körperbild. Bitten Sie sie, eine Collage aus Zeitschriftenbilder zu machen, die den perfekten Körper darstellt. Diskutieren Sie, ob es den perfekten Körper wirklich gibt. (Entspricht dem Thema «Der menschliche Körper und seine Entwicklung» und «Soziale und kulturelle Determinanten der Sexualität (Werte und Normen)»). (1)

 

  • Laden Sie die Schüler_innen ein, den Text eines Liebesliedes zu verwenden, um die erste Liebe oder die Bedeutung der Liebe zu veranschaulichen. Bereiten Sie mit ihnen eine Fotoausstellung zum Thema Liebe vor. (Entspricht dem Thema «Sexualität» und «Emotionen»).(1)